Der Sonntag begann mit einer aussergewöhnlichen Wetterprognose: Westwind am Bodensee mit 15 bis 25 Knoten (mässige Brise Bft 4 bis starker Wind Bft 6) – den ganzen Tag über. Für Mike und mich war klar: Heute wollen wir die Grenzen der J/70 unserer Segelschule ausloten.
Bei moderatem Wind liefen wir unter Segeln aus dem Hafen Steinach aus. Nach einem kurzen Holeschlag hissten wir vor Arbon den Gennaker – der Bodensee zeigte sich von seiner schönsten Seite: 15 bis 20 Knoten Wind und noch glattes Wasser unter dem Schweizer Ufer. Mit den ersten einkommenden Böen über 20kn beschleunigte die J/70 wie ein übermotorisiertes Rennboot: von 10 auf 16.5 Knoten in..3sek? Mike und ich verfielen in einen wahren Speed-Rausch.
Der Wind frischte weiter auf und war extrem böig. Mit den einfallenden Böen von +10kn drehte der scheinbare Wind jeweils schlagartig. Die J/70 reagierte sensibel auf die damit verbundenen Lastwechsel. Und mit nur zwei Personen an Bord war die Beobachtung der Böen nach Luv schwierig. Ein kleiner Fehler, ein Moment der Unachtsamkeit – und schon lagen wir im Knockdown. Zum Glück waren diese Böen nur von kurzer Dauer, so dass sich die J/70 auch ohne Bergen des Gennaker wieder schnell aufrichtete.
Auf der Rückfahrt Richtung Steinach zeigte der See seine volle Kraft. Der Wind frischte auf: 25 Knoten… 30 Knoten (steifer Wind, Bft 7)…Es blieb nur noch abzufallen und ohne Gennaker in Vollglitsch Richtung Altenrhein abzuwettern. Dann kam die Monsterböe – 45 Knoten zeigte der Windmesser (Sturm, Bft 9)! Die inzwischen stehende See war brutal. Steile, geschätzte 2m hohe Wellenberge rollten gegen unsere kleine und für diese Bedingungen viel zu leichte J.
Legerwall vor Altenrhein – und der Kampf begann. Mit einer schwer erkämpften Wende konnten wir uns schliesslich befreien. Der Kreuzkurs gegen die stehende Welle war krass. Wir stürzten förmlich in die sich auftuenden Wellentäler. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte die Rückfahrt gegen den Sturm. Aber irgendwann liess der Wind nach. Erschöpft, durchnässt, aber glücklich liefen wir wieder im Hafen Steinach ein.
Fazit
Die J/70 ist ein Traum bei 15–20 Knoten Wind. Ab 25 kn fliegt sie – ab 30 kn wird’s kritisch. Und ab 40 kn wird’s zum Überlebenskampf. Ein Trainingstag, der uns alles abverlangt hat – aber auch unvergesslich bleibt.